Die ersten 40 Lebensjahre im Osten Deutschlands verbracht zu haben, gehört nicht zu meinen ausschließlich schlechten Erfahrungen. War man Literatur und Theater zugetan wie ich, bot sich ein weites Betätigungsfeld, konnte man diese Kunst auf höchstem Niveau erleben. Mit einem Premierenanrecht (1,30 Mark/Aufführung) für Berliner Ensemble, Deutsches Theater, Volksbühne und Gorki-Theater versehen, vermochte man in theatralischem Erleben geradezu zu schwelgen. Darüber hinaus aber zog mich die prägnanteste Form literarischer Werke besonders an, der wir huldigten, das Feuilleton, und es lebte ein Großmeister dieses Fachs unter uns – Heinz Knobloch!
Noch heute überkommt mich ein leichtes Schmunzeln, denke ich daran zurück, wie sich die meinem Charme erlegene Verkäuferin des nahegelegenen Papierwaren-Ladens, leicht errötend über mein Erscheinen erfreut, nachdem sie ihre beachtliche Oberweite gebührend zur Geltung gebracht hatte, bereitwillig bückte, um die mir reservierte aktuelle Ausgabe der „Wochenpost“ auf den Ladentisch zu befördern, die ich, wie wohl die meisten meiner Mitbürger, wöchentlich für 30 Pfennige ausschließlich zu dem Zweck erwarb, das neueste Feuilleton von Heinz Knobloch genießen zu können.
Was verleiht einem literarischen Werk, dessen Umfang auf höchstens zwei Seiten beschränkt ist, eine solche Faszination? Diese Frage zu beantworten, sollte man einem der Großmeister dieses Genres über die Schulter auf die Finger schauen. Der, nicht nur aus meiner Sicht, unbestrittene Alt-Meister der Feuilleton-Schaffenden, der Österreicher Alfred Polgar, hat dazu einige Andeutungen fallenlassen die ich folgendermaßen ausdeute: Ein Feuilleton ist wie ein Pfeil; es beginnt mit den Federn, bestehend aus einer ans Gemüt gehenden kleinen Geschichte, führt über allgemein mit dieser zusammenhängende Betrachtungen, welche den Schaft bilden, zur Pfeilspitze, die, aus einer Frage, einer klaren Aussage oder einem Bonmot bestehend, den Endpunkt bildet, der geradezu ins Schwarze trifft.
Betrachtet man die Samstag-/Sonntag-Ausgaben selbst aus dem Establishment emporragender Presseerzeugnisse heutzutage, sucht man die oben erläuterten Qualitäten bedauerlicherweise vergebens. Die verantwortlichen Redakteure begehen die gleichen Fehler, wie schon die ehemaligen Funktionäre, selbst die wenigen Intelligenten unter ihnen, im ehemaligen Osten – sie begreifen einfach nicht, daß die Mehrheit der Leser gewichtige Inhalte, selbst unbestreitbare Wahrheiten, nur in anspruchsvoller, intellektuell gut verdaulicher und unterhaltsamer Verpackung zu genießen vermögen; nichts ist unerträglicher, als Agitation und billige Propaganda, von manipulativer Desinformation ganz zu schweigen.
Die ersten 40 Lebensjahre im Osten Deutschlands verbracht zu haben, gehört nicht zu meinen ausschließlich schlechten Erfahrungen. War man Literatur und Theater zugetan wie ich, bot sich ein weites Betätigungsfeld, konnte man diese Kunst auf höchstem Niveau erleben. Mit einem Premierenanrecht (1,30 Mark/Aufführung) für Berliner Ensemble, Deutsches Theater, Volksbühne und Gorki-Theater versehen, vermochte man in theatralischem Erleben geradezu zu schwelgen. Darüber hinaus aber zog mich die prägnanteste Form literarischer Werke besonders an, der wir huldigten, das Feuilleton, und es lebte ein Großmeister dieses Fachs unter uns – Heinz Knobloch!
Noch heute überkommt mich ein leichtes Schmunzeln, denke ich daran zurück, wie sich die meinem Charme erlegene Verkäuferin des nahegelegenen Papierwaren-Ladens, leicht errötend über mein Erscheinen erfreut, nachdem sie ihre beachtliche Oberweite gebührend zur Geltung gebracht hatte, bereitwillig bückte, um die mir reservierte aktuelle Ausgabe der „Wochenpost“ auf den Ladentisch zu befördern, die ich, wie wohl die meisten meiner Mitbürger, wöchentlich für 30 Pfennige ausschließlich zu dem Zweck erwarb, das neueste Feuilleton von Heinz Knobloch genießen zu können.
Was verleiht einem literarischen Werk, dessen Umfang auf höchstens zwei Seiten beschränkt ist, eine solche Faszination? Diese Frage zu beantworten, sollte man einem der Großmeister dieses Genres über die Schulter auf die Finger schauen. Der, nicht nur aus meiner Sicht, unbestrittene Alt-Meister der Feuilleton-Schaffenden, der Österreicher Alfred Polgar, hat dazu einige Andeutungen fallenlassen die ich folgendermaßen ausdeute: Ein Feuilleton ist wie ein Pfeil; es beginnt mit den Federn, bestehend aus einer ans Gemüt gehenden kleinen Geschichte, führt über allgemein mit dieser zusammenhängende Betrachtungen, welche den Schaft bilden, zur Pfeilspitze, die, aus einer Frage, einer klaren Aussage oder einem Bonmot bestehend, den Endpunkt bildet, der geradezu ins Schwarze trifft.
Betrachtet man die Samstag-/Sonntag-Ausgaben selbst aus dem Establishment emporragender Presseerzeugnisse heutzutage, sucht man die oben erläuterten Qualitäten bedauerlicherweise vergebens. Die verantwortlichen Redakteure begehen die gleichen Fehler, wie schon die ehemaligen Funktionäre, selbst die wenigen Intelligenten unter ihnen, im ehemaligen Osten – sie begreifen einfach nicht, daß die Mehrheit der Leser gewichtige Inhalte, selbst unbestreitbare Wahrheiten, nur in anspruchsvoller, intellektuell gut verdaulicher und unterhaltsamer Verpackung zu genießen vermögen; nichts ist unerträglicher, als Agitation und billige Propaganda, von manipulativer Desinformation ganz zu schweigen.